Beschäftigte und Corona

Wie Arbeitnehmer der Pandemie zuhause trotzen

Mehr als einen Monat dauert der zweite Lockdown in Deutschland bereits – und zerrt zunehmend an den Nerven. Auch deswegen, weil sich der Arbeitsalltag für viele Beschäftige wieder vermehrt in die heimischen vier Wände verlagert hat. Nach Zahlen des Digitalverbandes Bitkom arbeiten derzeit rund 10,5 Millionen Arbeitnehmer dauerhaft im Homeoffice, weitere 8,3 Millionen zumindest zeitweise. Insgesamt sind das rund 45 Prozent aller hierzulande Beschäftigten. Obwohl die meisten von ihnen mit stabiler Konstitution in die zweite Homeofficewelle gestartet sind, zeigen sich erste Verschleißerscheinungen.

Das Bild zeigt eine Mutter mit zwei Kindern bei der Arbeit zuhause am Laptop.

Wie geht es den Beschäftigten in der Pandemie? Was sind die Herausforderungen und was hilft bei der Bewältigung? In einer repräsentativen Befragung hat das Projekt psyGA die Antworten auf diese Fragen von knapp 2.000 Beschäftigten vor Beginn der Krise im Herbst 2019, zu Ostern 2020 und kurz vor Weihnachten verglichen. Die Befragungen zeigen, dass die Beschäftigten im Durchschnitt mental stabil sind, sie die eigene Leistungsfähigkeit im Vergleich zum März sogar höher einschätzen. Allerdings beginnt der Zusammenhalt in den Belegschaften langsam zu bröckeln. 

Das Wohlbefinden nimmt ab

Im Vergleich zu den Antworten im November 2019 und März 2020 zeigen sich im Dezember 2020 erste Veränderungen. Trotz der massiven Einschränkungen zur Bekämpfung der Pandemie sagen immer noch rund 9 Prozent der Beschäftigten, dass es ihnen psychisch besser geht als im Herbst 2019. 14,5 Prozent der Befragten berichten jedoch über eine relevante Verschlechterung des psychischen Wohlbefindens. Professor Joachim Fischer, leitender Berater der HealthVision GmbH und Autor der Studie erklärt: „Die erste Befragung im März hatte uns sehr überrascht: Das psychische Wohlbefinden hatte sich im Durchschnitt nicht verändert. Nun, nach neun Monaten mit der Pandemie zeigen sich die ersten Veränderungen im allgemeinen Wohlbefinden. Das heißt, dass die Pandemie im Einzelfall sehr wohl Auswirkungen auf das Wohlbefinden hat.“



Lesen Sie zu diesem Thema auch unseren Gesundheitsreport 2020: "Mobilität - Arbeit - Gesundheit".
Die Coronavirus-Pandemie hat viele Beschäftigte dazu gezwungen, mobile Formen der Zusammenarbeit zu nutzen. Dies macht deutlich, welche bedeutende Rolle Mobilität im Arbeitsalltag spielt. Sie steht im Fokus des BKK Gesundheitsreports 2020.

Gesundheitsreport

Leistungsfähigkeit im Homeoffice gestiegen

Eine der größten Befürchtungen der Arbeitgeber beim Wechsel der Beschäftigten an den heimischen Arbeitsplatz war der Produktivitätsverlust der Arbeitnehmer. Lang war sie, die Liste der Herausforderungen, zu Beginn der ersten Homeofficewelle: Da mussten vielerorts aus dem Nichts eine technische Infrastruktur geschaffen, formal-rechtliche Fragen geklärt und neue Arbeitsroutinen entwickelt werden. Nicht zu vergessen die Gestaltung einer möglichst ergonomisch möblierten und ungestörten Ecke in Wohnung oder Haus. Die Befürchtung vor Leistungseinbußen scheint sich jedoch durch die vergangenen Monate zumindest in der Einschätzung der eigenen Produktivität der Beschäftigten nicht zu bewahrheiten. Im Gegenteil: Im Vergleich zum März bewerten diese ihre Leistungsfähigkeit im Homeoffice im Dezember wesentlich besser. Allerdings geht damit auch der Eindruck einer höheren Arbeitsbelastung einher. 

Umfrageergebnis Leistungsfähigkeit im Homeoffice

Transparente Unternehmensführung stärkt das Wohlbefinden

Schon bei den Ergebnissen im März hat sich gezeigt, dass die Beschäftigten ihren Arbeitgeber in puncto Transparenz und Kommunikation im Durchschnitt gut bewerten. Zwei Drittel sind auch im Dezember weiterhin der Meinung, dass ihr Arbeitgeber sie vorbildlich unterstützt und sehr gut über den Umgang mit der Situation informiert. Dies hat einen deutlichen Einfluss auf das Wohlbefinden der Beschäftigten, sagt Joachim Fischer: „Unternehmen, die sich in der jetzigen Situation bemüht haben, transparenter zu werden und wertschätzender mit den Beschäftigten umzugehen, stärken das Wohlbefinden.“

Knackpunkt Zusammenarbeit: Das „Wir-Gefühl“ nimmt ab

Doch auch erste Ermüdungserscheinungen werden sichtbar. Eine abnehmende Tendenz zeigt sich etwa bei der Einschätzung des „Wir-Gefühls“, also des Zusammenhalts innerhalb eines Teams, das im März noch 50 Prozent der Befragten als stärkend erlebt hatten. Im Dezember war das nur noch bei 26 Prozent der Beschäftigten so. „Das ist ein Ergebnis, das die Unternehmen ernst nehmen sollten“, rät Fischer. „Das  „Wir-Gefühl“ ist ein bedeutender Faktor für die Bewältigung der Krise. Unternehmen sind jetzt gut beraten, in das Wir-Gefühl ihrer Beschäftigten zu investieren."

  • Der Durchschnitt der Beschäftigten ist psychisch stabil. Diejenigen, die an allen drei Umfragen teilgenommen haben, zeigen eine leichte Verschlechterung ihres Wohlbefindens.
  • Jede siebte Person, also 14,5 Prozent der Befragten berichteten über eine relevante Verschlechterung ihres psychischen Wohlbefindens.
  • Einer von elf Personen (9,1 Prozent) geht es psychisch besser als 2019.
  • Die Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit im Homeoffice hat sich gegenüber den Aussagen im März erhöht.
  • Der gefühlte Einfluss auf das „Wir-Gefühl“ ist im Vergleich zum März gesunken.
  • Die Einschätzung mehr als sonst arbeiten zu müssen, hat sich im Vergleich zum März wieder erhöht.
  • Zwei Drittel der Beschäftigten finden, unverändert zum ersten Lockdown, dass ihre Arbeitgeber sie vorbildlich unterstützen.
  • Zwei Drittel fühlen sich weiterhin gut über den Umgang mit der Situation informiert.

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    Györgyi Bereczky-Löchli
    Referentin Betriebliche Gesundheitsförderung

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